Wirtshaustalk „Energieversorgung der Zukunft“
Unter dem Titel „Energieversorgung der Zukunft“ lud die Hanns-Seidel-Stiftung im Mai zu einem Wirtshaustalk ein. Vier Referenten boten ihre Perspektiven auf die Thematik dar und standen anschließend für Diskussion und Austausch zur Verfügung. Initiiert hatten den Wirtshaustalk die Tagungsleiter Stadträtin Alexandra Breun und Kai Stürmer: „Die Energieversorgung der nächsten Jahre und Jahrzehnte betrifft uns alle, weshalb wir uns dringend damit auseinandersetzen müssen, wie sie weiter gewährleistet werden kann, und, wie sie vor allem klimaneutral gestaltet werden kann.“
Michael G. Möhnle, Journalist und ehem. Pressesprecher im Europäischen Parlament, zeigte in seinem Kurzvortrag auf, dass der Green Deal der EU mehr ist als nur ein Beschluss, bis 2050 klimaneutral zu werden: Er ist ein konkretes Programm, wie man vorgehen muss. Die Industrie sei bereits mitten im Wandel hin zu erneuerbaren Energien mit neuen Technologien, von denen Möhnle einige vereinfacht präsentierte. Es sei notwendig, dass diese Technologien nun auch auf die industriepolitische Bühne gebracht würden.
Landtagsabgeordneter Walter Nussel, der auch Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung für Bürokratieabbau ist, erklärte, wie wichtig es sei, bei dieser gesamtgesellschaftlichen Herausforderung schnell vorzugehen und entsprechend verlangsamende Bürokratie abzubauen. „So brauchen wir dringend eine Stromtrasse von der Nordsee nach Süddeutschland und Bayern, um die dortige Windenergie auch zu uns transportieren zu können“, erklärte der Politiker. Walter Nussel möchte hierfür zur beschleunigten Einrichtung solch gesellschaftlich notwendiger Großprojekte einen Gesetzesvorschlag einbringen. Bei allen Entscheidungen müssten wir aber einen Praxischeck wegen der Folgen machen und zum Beispiel berücksichtigen, ob sich Mittelstand und Handwerk manche Auflagen überhaupt leisten könnten.
Professor Dr. Siegfried Balleis, ehemaliger Erlanger Oberbürgermeister, legte dar, welche Chance sich für die Energieversorgung durch Wasserstoff bietet, und betonte, wie viele zukunftsweisende Unternehmen in der Metropolregion ansässig sind, die die Energiewende maßgeblich mitgestalten werden. Zudem präsentierte er den Energieplan der Bayerischen Staatsregierung, der kurz vorher beschlossen worden war. Allerdings wies Balleis auf die Problematik hin, dass Deutschland beispielsweise im Photovoltaik-Bereich sehr stark abhängig von chinesischen Unternehmen sei. Er forderte von EU und nationaler Politik eine energiepolitische Initiative, um diese überkritische Abhängigkeit abzubauen und neue Technologien zu entwickeln, wie beispielsweise die Nutzung organischer Photovoltaik.
Simon Herzog, Ingenieur sowie Gründungs- und Innovationsberater für Energietechnik und Mobilität, erklärte den Teilnehmern, dass aktuell 17 Prozent der Energie aus erneuerbaren Energien stammen, und, dass dringender Handlungsbedarf in den Bereichen Heizung, Wärme und Verkehr bestehe. Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine berichtete er, dass momentan 49 Prozent unseres Gases aus Russland importiert würden, was EU-weit 60 Millionen Euro Zahlungen nach Russland bedeuten würde. Er schlug den Zuhörern sofortige und mittelfristige Handlungsmöglichkeiten vor, um Energie zu sparen, wie beispielsweise die Verbesserung des eigenen Energiemanagements, Elektroautos und Solarenergie auf dem eigenen Dach, aber auch kleinere Maßnahmen wie die Nutzung von Mitfahr-Apps.
Gemeinsam mit den Teilnehmern wurde über die Folgen der kommenden Abschaltung der Kernkraftwerke diskutiert: Im Januar 2023 würden in Deutschland fast 60 Prozent des benötigten Stroms fehlen. So schnell sei ein Ersatz durch regenerative Energie in dieser Menge nicht möglich. Eine Entscheidung darüber, die Kraftwerke länger laufen zu lassen, läge aber beim Bund. Weiter wurde darüber gesprochen, dass Bayern in Sachen Wasserkraft sehr gut aufgestellt ist, wie hoch der Wirkungsgrad von Biogasanlagen ist oder welche Antriebsmöglichkeiten für Logistik und Personenbeförderung sich in der Zukunft durchsetzen werden.
Die Moderatorin der Veranstaltung, Margarethe Stadlbauer von der Hanns-Seidel-Stiftung, fasste zusammen, dass unser hoher Lebensstandard von der Energieversorgung abhängt, den wir aufrechterhalten wollen, weshalb sich Politik und Industrie äußerst dringlich damit befassen müssten.