v.l.n.r.: SEN-Kreisvorsitzender Christian Nowak, AG-Mitglied Franz Hilbert, Referent Jan Kurzidim, AG-Leiter Dr. Siegfried Balleis, JU-Kreisvorsitzende Alexandra Beugel, AG-Mitglied Bernhard Dickschas
v.l.n.r.: SEN-Kreisvorsitzender Christian Nowak, AG-Mitglied Franz Hilbert, Referent Jan Kurzidim, AG-Leiter Dr. Siegfried Balleis, JU-Kreisvorsitzende Alexandra Beugel, AG-Mitglied Bernhard Dickschas

Der Demographische Wandel - im Grundsatzprogramm der CSU

Gemeinschaftsveranstaltung von Senioren Union und Junger Union

Hauptreferent Jan Kurzidim

Großes Interesse fand eine Gemeinschaftsveranstaltung zum Thema "Demographischer Wandel" am 5. Juli 2016 im Hotel "Bayerischer Hof", Erlangen, zu der der Erlanger Kreisverband der Senioren Union bewusst mit der Erlanger Jungen Union eingeladen hatte.

SEN-Vorsitzender Christian Nowak: Diese Veranstaltung bot Fakten aus erster Hand.
Alt-OB Dr. Siegfried Balleis freute sich in seiner Eigenschaft als Leiter der regionalen Arbeitsgruppe "CSU-Grundsatzprogramm", so viele Anwesende – auch der jüngeren Generation - begrüßen zu können. Er dankte dem SEN-Kreisvorsitzenden Christian Nowak für seine Initiative, dieses aktuelle Thema in die politische Diskussion einzubringen.

Hauptreferent Jan Kurzidim, Sachgebietsleiter "Bevölkerung" im Kompetenzzentrum "Demographie" beim Fürther Landesamt für Statistik, führte mit seinem Impulsreferat zu den Fakten für die Zeit 2014 bis 2034 in das Thema ein. Innenminister Joachim Herrmann hatte dankenswerterweise den Kontakt zu ihm ermöglicht.

Der Experte zeigte zunächst die "Ursachen und Folgen des demographischen Wandels". Mit den Phänomenen der Übergänge Alterung (Zunahme) und Schrumpfung (Rückgang) der Bevölkerung liegen bisher keine Erfahrungen vor. Ihre Auswirkungen für diverse gesellschaftliche Bereiche seien enorm, wie z.B. Infrastruktur, Rente, Pflegebedarf, Betreuungs- und Wohnangebote, Schüler- und Studentenzahlen, Arbeitskräftepotential, Integration usw. Er erläuterte dann die Annahmen der vorgenommenen Bevölkerungsvorausberechnungen. Bei den Modellberechnungen gehe man von einer Stichtagspopulation aus und berücksichtige als Einflussfaktoren die natürlichen (Geburten und Sterbefälle sowie -wahrscheinlichkeiten) und räumlichen (Binnen- und Außenwanderung, Zu- und Fortzüge) Bevölkerungsbewegungen. Bei der Methodik gehe man davon aus, „was wäre, wenn alles so weiter läuft wie bisher“. Abschließend stellte der Experte die Ergebnisse der Bevölkerungsvorausberechnungen (Entwicklung, Altersaufbau als Bevölkerungsbaum für Bayern und regionalisiert u.a. für Erlangen mit interessanten Zahlen und Grafiken vor (siehe auch www.statistik. bayern.de/demographie). Sein Resümee: durch eine Zunahme der älteren Menschen bei gleichzeitigem Geburtenrückgang schrumpfte die Bevölkerung mit erheblichen Konsequenzen für die Gesellschaft.

Joachim Peters verwies für die Junge Union in seinem Statement darauf, dass der demographische Wandel auch in Erlangen Spuren hinterlässt. Das bringe konkrete Strukturherausforderungen auf allen Ebenen mit sich und werde jeweils die künftige Gesellschaft und politischen Entscheidungen prägen. Seine Organisation sei deshalb aufgefordert, sich mit den damit verbundenen Veränderungen, strukturellen Problemen und Chancen intensiver zu befassen.
Das Ziel sei ein "Generationenvertrag" mit gerechten Rahmenbedingungen. Dabei sei Überzeugungsarbeit zu leisten, die absehbaren Veränderungen der Gesellschaftsstruktur in Deutschland als Gesamtaufgabe für eine Lösung zu begreifen. Seine Generationen-Analyse: Die ältere Generation, zurückblickend auf erwirtschafteten Wohlstand und vielfach ehrenamtlich engagiert, mache einen zunehmenden Anteil an der politischen Willensbildung aus und müsse deshalb als Wählergruppe ernstgenommen und u.a. in die Städteplanung einbezogen werden.
Die mittlere Generation sei von der Erfahrung der älteren Generation abhängig und könne von deren Wissen sowie Fähigkeiten profitieren. Sie trage zudem Lasten für jüngere und ältere Generation gleichermaßen: einerseits als Hauptgestalter der aktuellen wirtschaftlichen Wertschöpfung und des politischen Prozesses, andererseits als Ansprechpartner für Kinder und Eltern.
Die jüngere Generation sei einerseits als künftige Erwerbstätige die Schlüsselgruppe für die Zukunft. Anderseits hat sie mit einer Vielzahl von Problemen zu kämpfen, wie z.B. bei dem Berufseinstieg, der Familiengründung und einer Dreifachbelastung von Beruf, Familie und möglichem Pflegebedarf der Eltern. Ihre zahlenmäßige Abnahme stellt Bund, Länder und vor allem Kommunen vor die größten Herausforderungen. Zu deren Bewältigung wünscht die Junge Union einen politischen Diskurs und will einen Beitrag zur Lösung leisten.  

Christian Nowak erläuterte für die Senioren Union, dass sich das Bild, die Rolle und Lebenseinstellung der älteren Generation in den letzten 25 Jahren stark gewandelt habe. Dazu habe die Generali-Studie 2013 zum Wert der Senioren in der Gesellschaft festgestellt, dass „die Älteren in der Regel bis ins hohe Alter in jeder Hinsicht mehr geben, als sie nehmen, weil sie meist können und wollen“. Waren die Senioren früher eher eine unauffällige Randgruppe, die sich mit Rentenbeginn in den Ruhestand verabschiedeten, sind sie heute angesichts des Fachkräftemangels mehr denn je eine gefragte Mitarbeitergruppe mit Erfahrung. Manche müssten aus verschiedenen Gründen weiter arbeiten, weil z.B. die Rente nicht zum Leben ausreicht und sie sich schämen, staatliche Leistungen zu beantragen.

Manche können und wollen aber auch nach 65 gerne weiter arbeiten. Senioren sehen sich zunehmend als "Generation der Junggebliebenen" und werden als Master-Consumer, Senior-Citizens, Silver-Shopper und Best-Ager umworben, weil sie wegen ihrer Kaufkraft und Lebensfreude eine interessante Zielgruppe der Wirtschaft, deren Produkte und Dienstleistungen sind. Die Aufgabenverteilung im Generationenvertrag aus seiner Sicht: Die ältere Generation hat durch lebenslangen Einsatz in Beruf, Familie, Kindererziehung und Gesellschaft ihren Beitrag für den Aufbau des Gemeinwesens auch in Erlangen, der Wirtschaft und den Wohlstand - nicht zuletzt der nachfolgenden Erbengeneration - geleistet. Sie leistet ihn auch weiterhin durch finanzielle und persönliche Unterstützung ihrer Kinder und Enkel, denn "Kinder bleiben immer Kinder". Dennoch ist sie auch im Ruhestand verstärkt ehrenamtlich aktiv und bietet ihr Potential durch reichen Schatz an Lebens- und Berufserfahrung an. Sie erkenne an, dass die jüngere Generation trotz aktuell erlerntem Wissen nach Ausbildung und Studium als Generation "Praktikum und Zeitverträge" vor einem schwierigeren Berufseinstieg stehe, der eine Familiengründung erschwere. Zudem ist sie als "Patchwork-Generation" durch Mehrfachbelastungen gegenüber eigenen Kindern und länger lebenden Eltern mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Hinzukommt ihre absehbare Rentenlücke im Alter. Da diese Fakten längst bekannt seien, müssten die politischen Entscheidungsträger endlich rasch Lösungen für diese beiderseitigen Bedürfnisse finden und die vorhandenen Potentiale nutzen. Er appellierte deshalb an beide Generationen, insbesondere an seine Generation über 65, sich dafür einzusetzen, gegenseitiges Verständnis aufzubringen und im möglichen Rahmen zu kooperieren. Die jüngere Generation forderte er zudem auf, nicht - wie bei der aktuellen Brexit-Wahlentscheidung in Großbritannien - der älteren Generation ihre Wahlentscheidungen nach der Devise "Kluge Junge, Dumme Alte?" vorzuwerfen und es nie zu einem "formidablen Kampf der Generationen" kommen zu lassen.

In der lebhaften Diskussion wurde die Frage aufgeworfen, ob die Politik das Problem des Bevölkerungsrückgangs nicht stärker durch Anreize für eine innerstaatliche höhere Geburtenrate lösen sollte. Nur auf die Integration von Zuwanderern zu setzen, sei schwieriger, teurer und weniger wirksam. Die jüngeren Teilnehmer sahen eine zu gute Ausbildung mit der Option für eine steile Berufskarriere sowie den erreichten Status mit gestiegenen Ansprüchen eher hinderlich für eine Familiengründung. Das gelte auch für getrennte Wohn- und Arbeitsorte der Partner oder Eltern mit "Wochenendstress" sowie für zunehmend weniger analoger statt digitaler Freunde und Begegnungen. Ältere Teilnehmer verwiesen auf ihre oft schwerere, aber unbeschwertere, Jugend und sahen in mehr Konsumverzicht die Chance für mehr Zufriedenheit. Als Anreize für Familiengründungen und Geburtenzuwachs empfahlen sie eine Wiederauflage des früheren bayerischen Familiengründungsdarlehens mit Tilgung durch Geburten, sozialpolitische Maßnahmen am Beispiel der DDR oder Schweiz, wie z.B. Kredite und Wohnraum nach Kinderzahl, und steuerliche Maßnahmen nach Vorbild des Familiensplitting in Frankreich. Dieses beruhe auf einem Familienquotienten und sei abhängig u.a. von der Kinderzahl, sodass Eltern mit Durchschnittseinkommen ab dem 2. Kind de facto steuerfrei seien. Die Politik wird in diesem Zusammenhang aufgefordert, Best-practice-Beispiele anderer europäische Länder zu prüfen und ggf. einzuführen. Die CSU wurde aufgefordert, in ihrem Grundsatzprogramm die schrumpfende Kernbevölkerung als nationales Problem zu definieren, konkrete Gesetzesvorschläge für rasche Lösungen der natürlichen Generationenfolge einzubringen und zu beschließen. Nicht zu übersehen sei die Gefahr, dass der Substanzverlust der Bevölkerung international zu einem Einfluss- und Bedeutungsverlust Deutschlands führt, auch mit dem Problem unerwünschter innenpolitischer Diskussionen. Insgesamt bestand Einigkeit, dass die Gesellschaft nicht nur Verantwortung für die ältere, sondern auch für die jüngere Generation sowie die Generationen füreinander übernehmen müssen.

 

Bericht von:

Christian Nowak
Kreisvorsitzender Senioren Union Erlangen, Mitglied Stadtteilbeirat Anger/Bruck

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