Mai 1996: Gerd Lohwasser (Bürgermeister 1987 - 2011) und Dr. Siegfried Balleis (Oberbürgermeister 1996 - 2014)
Mai 1996: Gerd Lohwasser (Bürgermeister 1987 - 2011) und Dr. Siegfried Balleis (Oberbürgermeister 1996 - 2014)

Lades und Balleis - die zwei Erlanger CSU-Oberbürgermeister

Dr. Heinrich Lades
Dr. Heinrich Lades

Seit Kriegsende 1945 bis heute haben zwei Oberbürgermeister der CSU die Geschicke der Stadt Erlangen nachhaltig geprägt: Dr. Heinrich Lades war Oberbürgermeister der Stadt Erlangen von 1959 bis 1972 und Dr. Siegfried Balleis Oberbürgermeister der Stadt Erlangen von 1996 bis 2014. Das bedeutet, dass nahezu die Hälfte der seit 1945 vergangenen Jahre CSU-Oberbürgermeister unsere Stadt Erlangen prägten und entwickelten.

Dr. Heinrich Lades, der noch während seines Kriegsdienstes den späteren CSU-Vorsitzenden und Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß kennenlernte, kandidierte im Jahre 1958 zum ersten Mal für dieses kommunale Spitzenamt. Als erfahrener Bonner Ministerialbeamter in der Jugendabteilung des Bundesinnenministeriums und später des Bundesfamilienministeriums erzielte er mit 42 % der abgegebenen Stimmen aus dem Stand heraus einen ansehnlichen Achtungserfolg. Nach dem überraschenden Tod des Amtsinhabers Michael Poeschke musste dann am 5. Juli 1959 erneut eine Oberbürgermeisterwahl durchgeführt werden, bei der sich Dr. Heinrich Lades mit 57,9 % der abgegebenen Stimmen gegen den bekannten Peter Zink von der SPD durchsetzen konnte.

Unter Heinrich Lades sind zahlreiche Bauprojekte umgesetzt worden. So hat sich in seiner Amtszeit Erlangen zu einer Schulstadt entwickelt, wie dies heute noch durch zahlreiche Schulhausneubauten wie beispielsweise die Hermann-Hedenus-Schule im Stadtwesten oder der Michael-Poeschke-Schule im Stadtsüden dokumentiert ist. In die Amtszeit von Heinrich Lades fällt aber auch die Errichtung des Wohnstifts Rathsberg. Das mit 22 Millionen DM enorm große Projekt wurde von Lades tatkräftig gefördert. Hinzu kommen in seiner Amtszeit der Bau des Frankenhofs mit Hallenbad und des Freibads West.

Heinrich Lades hat aber auch gemeinsam mit Bürgermeister Friedrich Sponsel (SPD) den Erlanger Sport gefördert. So entstand in seiner Ägide das so genannte „Erlanger Modell“, durch das Stadt und Sportvereine in vorbildlicher Weise bis zum heutigen Tag kooperieren. Demzufolge baut die Stadt die Sporthallen, die von den Sportvereinen mit genutzt werden und die Sportvereine bauen die Sportplätze, die von den Schulen mit genutzt werden.

Als besondere Höhepunkte in der Amtszeit von Heinrich Lades können aber der Erwerb von Schloss Atzelsberg mit Grund und Boden von 1,2 Millionen m² bezeichnet werden sowie das mit Abstand größte Projekt zum Ende seiner Amtszeit, nämlich die Errichtung des Neuen Marktes, der Stadthalle sowie des Rathauses. Bei der Finanzierung dieses Projektes wurde Neuland betreten, da man sich dabei eines sogenannten Leasing-Verfahrens bediente, um die Belastung des Haushalts in erträglichen Grenzen zu halten. Die Finanzierung dieses Zentrums lief bis weit in das neue Jahrtausend, indem man seitens der Stadt Erlangen auf erhebliche Erbbauzinsen verzichtete.

Nachdem durch den Umzug der Stadtverwaltung in ihr neues Rathaus das bisherige Domizil im Stutterheim’schen Palais am Marktplatz frei wurde, konnte dort die Stadtbibliothek einziehen. Außerdem wurde das Erdgeschoss für Ausstellungen zur Verfügung gestellt. Dr. Heinrich Lades verdanken wir aber auch die Gründung des Erlanger Musikinstituts, das man durchaus als Erlanger Konservatorium bezeichnen kann.

Nicht vergessen werden darf aber auch der Einsatz von Heinrich Lades für den Neubau des Klinikums am Europakanal, den er als Mitglied des mittelfränkischen Bezirkstags massiv unterstützte. Hinzu kommt die Förderung der Friedrich-Alexander-Universität, die sein Engagement mit der Verleihung der Würde des Ehrensenators dankte.

In der Amtszeit von Oberbürgermeister Dr. Heinrich Lades erlebte die Stadt Erlangen eine stürmische wirtschaftliche Entwicklung und vor allen Dingen eine enorme Expansion des Wohnraums in unserer Stadt. Dass Oberbürgermeister Dr. Heinrich Lades in dieser Zeit nicht nur die Binnensicht auf Erlangen behielt, sondern auch internationale Kontakte knüpfte, wurde konkret durch die Gründung der Städtepartnerschaften mit dem schwedischen Eskilstuna (1961) und dem französischen Rennes (1964) in seiner Amtszeit.

Dass Oberbürgermeister Heinrich Lades 1972 trotz dieser eindrucksvollen Erfolgsbilanz nicht erneut zum Oberbürgermeister gewählt wurde, hatten manche Zeitgenossen vorausgesehen. Nachdem bereits am 9. Mai 1971 der Bewerber der SPD Dr. Dietmar Hahlweg mit 48 % der abgegebenen Stimmen einen großen Achtungserfolg gegen den amtierenden Oberbürgermeister erreichen konnte, musste dann aufgrund der Gebietsreform eine neue Oberbürgermeisterwahl durchgeführt werden. 1972 wurden Dechsendorf, Eltersdorf, Frauenaurach, Hüttendorf, Kriegenbrunn und Tennenlohe nach Erlangen eingemeindet, nachdem bereits 1967 Kosbach, Häusling und Steudach zu Erlangen kamen.

Zwischendurch hatte OB Dr. Heinrich Lades erklärt, nicht noch einmal für dieses Amt zu kandidieren. Offensichtlich hat man ihn dann intern umgestimmt, aber die Bevölkerung wollte dann konsequent den Wechsel und der Herausforderer der SPD, Dr. Dietmar Hahlweg, siegte mit über 56%.

Es ist ein gutes Zeichen einer entwickelten politischen Kultur im Erlanger Stadtrat, dass Dr. Heinrich Lades kurz nach der Wahl in Anerkennung seiner Verdienste um die Stadt Erlangen zum Ehrenbürger seiner Stadt und zum Alt-Oberbürgermeister ernannt wurde und man damit seine von Ideenreichtum, Verhandlungsgeschick und politischen Durchsetzungsvermögen geprägte Amtszeit würdigte.

Dr. Siegfried Balleis
Dr. Siegfried Balleis

Mit der Wahl von Oberbürgermeister Dr. Siegfried Balleis im März 1996 und mit seinem Amtsantritt am 1. Mai 1996 ging eine 24 Jahre währende Oppositionszeit für die CSU im Erlanger Stadtrat zu Ende. Die Ausgangssituation war alles andere als rosig: Erlangen war zu diesem Zeitpunkt die Großstadt in Bayern mit der höchsten Pro-Kopf-Verschuldung und die Arbeitslosenquote lag in der Stadt bei nahezu 10 %.

In dieser Situation bestand die einzig sinnvolle Alternative in einer eisernen Sparpolitik sowie einem systematischen Abbau von Planstellen im Erlanger Rathaus.

Die erste Wahlperiode (1996 bis 2002) von Oberbürgermeister Dr. Siegfried Balleis und der CSU-Stadtratsfraktion, die nunmehr 23 Mandate umfasste, war geprägt von der Vision der “Bundeshauptstadt für medizinische Forschung, Produktion und Dienstleistung”. Im Rahmen dieser Vision wurden Initiativen im Bereich Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft ergriffen, die insbesondere mit der Friedrich-Alexander-Universität und der Siemens AG koordiniert wurden. Das wichtigste äußere Zeichen dieser Politik war die Entscheidung der Siemens AG, die neue Med-Fabrik mit einem Investitionsvolumen von 200 Millionen DM in Erlangen und nicht in konkurrierenden Standorten wie beispielsweise Oxford zu errichten.

Die mit Sicherheit wichtigste Entscheidung in dieser Wahlperiode war die Entscheidung des Erlanger Stadtrates, das Röthelheimparkgelände mit einer Größe von 1 Million m² zu erwerben. Diese Entscheidung brachte bis zum heutigen Tag der Stadt Erlangen einen Reinerlös von 70 Millionen Euro, der beispielsweise für die Sanierung des Rathauses und auch des Stutterheim’schen Palais verwendet werden konnte.

Schwerpunkt der zweiten Wahlperiode von 2002 bis 2008 war das Thema “Kinder- und familienfreundliches Erlangen”. Erlangen setzte in diesem Bereich einen besonderen Schwerpunkt, noch bevor die Bundespolitik und die bayerische Landespolitik dieses Thema entdeckte. Im Ergebnis kann heute festgestellt werden, dass Erlangen von allen westdeutschen Großstädten gemeinsam mit Heidelberg die beste Ausstattung mit Kinderkrippen und Kindergärten aufweist und somit mit Fug und Recht als die Kinder- und familienfreundlichste Großstadt Bayerns bezeichnet werden kann. In dieser Periode wurden auch so wichtige interne Reformprozesse umgesetzt wie die Einführung des E-Government sowie die Bündelung aller Bauaktivitäten im Amt für Gebäudemanagement. Mit der Einführung des E-Government ist das Rathaus virtuell 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr geöffnet. OB Balleis: “Nicht die Bürger, sondern die Daten sollen laufen”. Darüber hinaus wurde mit massivem persönlichen Einsatz von OB Dr. Balleis und der CSU-Stadtratsfraktion das wohl größte Projekt in dieser Periode, nämlich die „Erlangen Arcaden“ gegen erheblichen Widerstand aus Politik und diversen Interessensgruppen realisiert.

Die dritte Wahlperiode von Oberbürgermeister Dr. Siegfried Balleis von 2008 bis 2014 war geprägt durch das Thema “lebensbegleitendes Lernen”. Gemeinsam mit dem gelernten Pädagogen und Bürgermeister Gerd Lohwasser und der CSU-Stadtratsfraktion ist es gelungen, die zum Teil maroden Schulen wieder mit großem Aufwand zu sanieren. Allein in der genannten Wahlperiode wurden für unsere Kinder und Jugendlichen Investitionen in eine Größenordnung von 50 Millionen Euro getätigt. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass die Stadt Erlangen unter Schul-Bürgermeisterin Birgitt Aßmus, als Nachfolgerin von Gerd Lohwasser, auch als erste Großstadt in Bayern mit dem Titel „Bildungsregion“ ausgezeichnet wurde.

Insgesamt betrachtet kann man feststellen, dass die Ziele von Oberbürgermeister Dr. Siegfried Balleis, die er im Wahlkampf 1995/1996 formulierte, voll erreicht wurden:

  • die Finanzen der Stadt Erlangen wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen
  • den Unternehmerinnen und Unternehmern Mut und Lust zu machen, in der Stadt zu investieren
  • das Ehrenamt zu stärken

So ist es in den ersten 12 Jahren gelungen, die Pro-Kopf-Verschuldung um 10% zu senken. Von 1996 bis 2014 gab es einen Zuwachs an Arbeitsplätzen von 78.000 auf 104.000, das ist ein Anstieg um mehr als 30 %, was keine andere deutsche Großstadt in diesem Zeitraum erreichte. Darüber hinaus wurde die Anerkennung des Ehrenamts massiv gesteigert, beispielsweise durch die Einführung eines jährlich stattfindenden „Tag des Ehrenamtes“ und durch besondere Auszeichnungen von Bürgerinnen und Bürgern für das Ehrenamt. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass die Erlanger Nachrichten dieses Werben und die Öffentlichkeitsarbeit für das Ehrenamt massiv unterstützt haben.

Was die Stadt Erlangen weit über die Amtszeit von Oberbürgermeister Dr. Siegfried Balleis hinaus prägt, ist jedoch sein massiver Einsatz und Voranbringen des „Medical Valley“. Die Fokussierung auf den Bereich „Medizintechnik und Gesundheit“ hat der Stadt Erlangen sowohl einen enormen Zuwachs an Arbeitsplätzen gebracht wie auch nationale und internationale Anerkennung. Das „Medical Valley“ ist darüber hinaus eine ideale Symbiose zwischen Wissenschaft und Wirtschaft unter Moderation der Politik.

 

Die Autoren:

Die Zeit von Oberbürgermeister Dr. Heinrich Lades beschrieb

Dr. Siegfried Balleis
ehem. Oberbürgermeister (01.05.1996 - 30.04.2014)

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Die Zeit von Oberbürgermeister Dr. Siegfried Balleis beschrieb

Hermann Gumbmann
Stadtrat (1972 - 2010), ehem. CSU-Fraktionsvorsitzender

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