Zu dieser September-Veranstaltung konnte Christian Nowak, Vorsitzender des SEN-Kreisverbands Erlangen, Stefan Müller als Gastredner begrüßen, diesmal in seiner Funktion als Präsident und Vorstandsvorsitzender des Genossenschaftsverbands Bayern e. V. (GVB).
In seinem Impulsreferat stellte Müller zunächst Struktur, Aufgaben und Ziele des Genossenschaftsverbands vor. Als einer von zwei Vorständen sei er Vorsitzender und Präsident mit den Zuständigkeitsbereichen Strategieausrichtung, Unternehmensentwicklung und operatives Geschäft sowie Interessenvertretung der bayerischen Genossenschaften in Politik und Öffentlichkeit.
Innerhalb des genossenschaftlichen Verbunds sei er Fürsprecher und Dienstleister der Mitglieder in verschiedenen Bereichen. Als „Gesicht nach außen“ stehe er für die Stärkung des genossenschaftlichen Prinzips einschließlich Solidarität, Selbsthilfe und Demokratie wie auch Beratung, Bildung und Interessen.
Müllers Spitzenverband vertritt 1.200 genossenschaftliche Unternehmen in 30 verschiedenen Branchen vom Taxiunternehmen bis zur DATEV eG, darunter die VR-Banken als finanzkräftigste Branche, somit „vom Schwein bis zum Wein.“ Als Dachorganisation für die Bayerischen Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften mit Mitgliedsbeiträgen werden u. a. Abschlussprüfungen durchgeführt und die Bayerische Genossenschaftsakademie gemanagt mit Prüfung, Beratung und Ausbildung von den Azubis bis zu den Vorständen.
In der regen Diskussion kam als erste Frage, ob er den politischen Betrieb im Bundestag vermisse. „Nein. Aber es haben sich über die Jahre auch Freundschaften im politischen Umfeld entwickelt, diese vermisse ich.“ Seine Tage seien auch jetzt gut ausgefüllt und er fühle sich frei von Befindlichkeiten mit dem immer gleichen Ziel, sachorientiert zu arbeiten und keine „Schaufensterreden“ halten zu müssen. Auch jetzt sei sein Tagesprogramm, wie früher auch als Politiker, reichlich mit Terminen ausgefüllt. Nach wie vor sei er alle zwei Wochen in Berlin zu Präsenz-Meetings mit den drei Genossenschaftsverbänden, kommuniziere aber zwischenzeitlich auch über digitale Plattformen.
Im Vergleich zu früher komme aber nicht jeden Tag kurzfristig ein neues Problem auf, mit dem Empfinden, zu wenig Zeit zu haben, um sich um das jeweilige Thema umfänglich kümmern zu können, wie es in den letzten 20 Jahren im Bundestag war. Ein fachlicher Vorteil sei jetzt für ihn, dass er aus dem Bankgeschäft komme und einen langjährigen politischen Hintergrund habe.
Die aktuell schwierige Lage des Wirtschaftsstandorts Deutschland spiegle sich in der Automobilbranche wider. Sie stehe beispielhaft für die gesamte Wirtschaft mit Arbeitsplatzabbau, 3 Mio. Arbeitslosen, strukturellen Problemen und dringend verbesserungswürdiger Infrastruktur. Darüber hinaus belaste die geopolitische Entwicklung, vor allem in Russland und den USA. Hinzu komme die zu langsam umgesetzte Digitalisierung, überlastete Sozialsysteme und der demographische Wandel. Mit diesen Problemen befasse sich der Genossenschaftsverband intensiv.
Auch der Bankensektor müsse eine schwierige Lage meistern: Zunahme der Risiken durch notleidende Kredite, Bildung weiterer Rücklagen zum Aufbau von Kernkapital, Zurückhaltung der Bürger bei neuen Investitionen wie z. B. beim Hausbau.
Als weitere politische Themen, die im anstehenden „Herbst der Reformen“ gelöst werden müssten, sprach Stefan Müller an:
- Deutschland müsse wettbewerbsfähiger werden.
- Änderung der Steuerpolitik durch Setzen von Anreizen und die Senkung von Steuern und Abgaben
- Günstigere Energiepreise
- Abbau überbordender Bürokratie
- Verbesserung der Infrastruktur in Deutschland
- Vereinfachung komplizierter und langwieriger Genehmigungsverfahren, damit Gelder aus dem Sondervermögen für Investitionen in die Infrastruktur schneller abfließen könnten.
- Stärkung von Investitionsanreizen für Unternehmen, da der Staat nicht alles alleine richten könne.
Als Gastgeschenk überreichte Christian Nowak mit großem Dank und Applaus der Anwesenden Stefan Müller einen Walnusslikör made by Vorstandsmitglied Erich Birkholz.
Stefan Müller versprach, bei passender Gelegenheit eingeladen, wiederzukommen.
Ursula Köferl, Christian Nowak